Solche und ähnliche Fragen sind mir vor ein paar Semestern ebenfalls durch den Kopf geschossen.
Aber es klang interessant, weil ich natürlich schon von „Ärzte ohne Grenzen“ gehört hatte und mir auch vorher das Thema Entwicklungszusammenarbeit über den Weg gelaufen ist. Das man auch Tieren im Ausland, besonders in Ländern des Globalen Südens helfen kann, erscheint logisch und sofort nachvollziehbar. Doch was genau kann man machen? Wo konkret setzt man an? Wo liegt der Fokus und was kann man vielleicht schon als Studierender bewirken? Mit diesen Fragen bin ich vor etwa eineinhalb Jahren das erste Mal zu einem der wöchentlichen Treffen von der Freiwilligengruppe von Tierärzte ohne Grenzen e.V. gegangen und bin unglaublich froh darüber. Ich habe engagierte und interessierte Menschen aus unterschiedlichen Semestern kennen gelernt, über den Tellerrand hinausschauen dürfen, Freude daran gehabt gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, einiges über diese Organisation erfahren und vor allem hinter die Kulissen schauen können.
Es macht Spaß als Team eine Aktion zu planen und sich am Ende des Tages über den Erfolg freuen zu können, dass wir wieder eine gute Summe an Spenden gesammelt haben, die wir nach Berlin weiterleiten können. Besonders viel Freude bereitet es mir aber dafür zu sorgen, dass noch mehr Menschen etwas von Tierärzte ohne Grenzen e.V. hören und ich bin glücklich über jede Nachfrage, die kommt.
Doch habe ich nun meine Fragen vom Anfang beantworten können?
Ja, auf jeden Fall und noch viel mehr! Zum Einen, weil ich noch mehr recherchiert habe und zum Anderen, weil uns Christian Griebenow, Managing Director, und Antonia Braus, Referentin One Health und wissenschaftliche Begleitung, kurz nach ihrer Dienstreise nach Somalia im Dezember besucht haben. Sie haben erzählt was für alte und neue Projekte dort aktuell umgesetzt werden und was für die Zukunft geplant ist. Es war schön persönliche Berichte zu hören und Bilder zu sehen, um sich das Ganze besser vorstellen zu können.
Als besonders wichtig erscheint es mir den Unterschied zu „Ärzte ohne Grenzen“ verstanden zu haben. Es geht bei Tierärzte ohne Grenzen e.V. nicht darum Helfer*innen auszusenden, die in unterschiedlich langen Einsätzen mit ihrer Expertise vor Ort den Menschen in akuten und .V. chronischen Krisen helfen und die Gesundheitsversorgung sicherstellen. Bei Tierärzte ohne Grenzen e werden keine Experten ausgesendet, (die auch wieder verschwinden), sondern die lokalen Strukturen nachhaltig gestärkt, entwickelt oder optimiert. Zu Beginn der Vereinsgründung lag dabei der Schwerpunkt vor allem auf der Tiergesundheit. Dies hat sich in den letzten Jahren jedoch deutlich erweitert und es wird nun ein ganzheitlicher Ansatz nach
dem One Health-Prinzip verfolgt. Umwelt, Tier und Mensch bedingen und beeinflussen sich gegenseitig und man kann diese drei Faktoren nicht getrennt voneinander betrachten und schützen. Der deutsche Tierärzte ohne Grenzen e.V ist Mitglied der großen Dachorganisation Vétérinaires Sans Frontières International (VSF) und arbeitet in den sechs ostafrikanischen Projektländern Sudan, Südsudan, Äthiopien, Somalia, Kenia und Uganda. Die dort lebenden Pastoralisten stellen die Hauptzielgruppe dar. Pastoralisten sind nomadisch oder halbnomadisch lebende Viehhalter, deren alltägliches Leben sehr eng mit den Tieren verknüpft ist und die in ihren Ländern besonders wichtig für die Land- und Gesamtwirtschaft sowie Nahrungssicherheit sind. Sie sind jedoch auch sehr stark von Klimawandel, Landgrabbing und Landflucht betroffen.
Mittlerweile hat Tierärzte ohne Grenzen e.V. folgende Arbeitsschwerpunkte: Tiergesundheit, Ernährungssicherung, Dürreprävention, Agrarwirtschaft, Lebensmittelhygiene, Einkommenssicherung, Friedensbildung und wirtschaftliche Stärkung von Frauen. Die Projekte werden bedarfsorientiert gemeinsam mit den Menschen vor Ort entwickelt und lokale Experten angestellt oder eingearbeitet. So sollen die Projekte einen langfristigen Effekt haben und auch später ohne die Unterstützung von Tierärzte ohne Grenzen e.V. fortbestehen können.
Zwei Projekte haben mich besonders begeistert. Das ist erstens das Kinderhilfsprogramm im Südsudan und zweitens die verbesserte Ernährungsplanung für Dürren in Äthiopien.
Das Kinderhilfsprogramm dient der sozioökonomischen Wiedereingliederung von ehemaligen Kindersoldaten. So erhalten z.B. besonders gefährdete Kinder zur Existenzsicherung zwei weibliche Wiederkäuer oder auch Geflügel. Zusätzlich bekommen sie ein Training zur Pflege, Impfungen und Basis-Behandlungen. Andere erhielten Bienenkörbe oder Fischernetze. Dadurch wird den Kindern eine alternative Erwerbsmöglichkeit sichergestellt und auch die Wiedereingliederung in die Gemeinde erleichtert. Ich finde es beeindruckend mit welch simplen Mitteln man Kindern helfen kann nicht nach einer Waffe zu greifen. Die Verknüpfung von Tierhaltung, Existenzsicherung und anerkanntem sozialen Status empfinde ich als sehr wertvoll.
In Äthiopien und auch anderen Ländern haben sich die Dürren in den letzten Jahrzehnten gehäuft und da die pastorale Nutzung sehr stark von Oberflächenwasser abhängt, ergab sich teilweise eine extreme Nahrungsmittelknappheit. Menschen und Tiere waren betroffen. Durch „Tierärzte ohne Grenzen“ erhielten hunderte von Haushalten Zusatzfutter für ihre kleinen Wiederkäuer, die oft die Lebensgrundlage darstellen. Zusätzlich wurden Gutscheine für eine Tiergesundheitsversorgung verteilt, Impfungen zur Seuchenbekämpfung bei diversen Nutztieren durchgeführt und die Wasserversorgung sichergestellt.
Diese Maßnahmen dienen natürlich vorrangig der Akuthilfe, doch es werden auch Weidepläne und ähnliches entwickelt, um z.B. einer Übernutzung von bestimmten Flächen vorzubeugen oder es werden Verhandlungen zwischen unterschiedlichen ethnischen Gruppen begleitet, die sich auf die gerechte Nutzung von Wasserressourcen einigen. Hierbei wird mir wieder deutlich wie wichtig die Sicherung der Lebensgrundlage ist, um das Konfliktpotenzial zwischen verschiedenen Gruppen zu minimieren und die Friedensbildung voranzutreiben.
Die Freiwilligenarbeit spornt mich an, weiterhin interessiert an den weltweit so verschiedenen Lebenslagen zu sein, mir Gedanken darüber zu machen wie die drei Komponenten Mensch, Tier und Umwelt in Einklang zu bringen sind und mich gemeinsam mit anderen für etwas stark zu machen.
Ich lerne etwas über Vereinsarbeit, wie Satzungen geändert, Beschlüsse befasst und Jahresplanungen besprochen werden. Ich lerne andere Freiwillige aus den vier weiteren Vet-Unis kennen, aber auch meine eigene Uni bzw. die Menschen im Tiho-Tower. Ich lerne mich selbst etwas besser kennen und entwickle mich außerhalb der normalen Uni-Lernwelt weiter.
Und nun überlege ich sogar wie ich den Bereich der Entwicklungszusammenarbeit in Bezug auf Veterinärmedizin in mein PJ einbringen kann. Noch ist Zeit genug und ich bin gespannt was sich ergeben wird.
~Mascha Kaddori
Hat man eine erfolgversprechende Idee, wie man den Eseln helfen kann. Stichwort: Eselhaut
Diese Tiere werden unter unglaublichen Qualen massenhaft umgebracht, weil im asiatischen Raum ihre verarbeitete Haut für medizinische und kosmetische unwirksame Mittel benutzt wird.
Am schlimmsten ist es im afrikanischen Raum.
Hier müsste dringend auch politisch unbedingt etwas geschehen. Es muss eine möglichst grosse Lobby für die geschundeten Tiere hergestellt werden. (Diese Tiere sind gerade als Nutztiere schon tagtäglich sehr schlimmen Zuständen ausgesetzt und werden wenn sie nicht mehr können oder krank sind sich selbst überlassen oder bestialisch entsorgt.
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